FREIBURG. "Wir treten mit unseren Projekten dafür ein, dass Frauen mit medizinischer Hilfe, mit Schul- oder Berufsbildung versorgt und dass sie vor körperlichen und seelischen Verletzungen geschützt werden. Hierzu sollen unsere Projekte einen kleinen, aber direkten Beitrag leisten." So beschreibt Senta Möller, die Vorsitzende von "Materra – Stiftung Frau und Gesundheit", die Ziele des Vereins.
Senta Möller und Michael Runge
von Materra | Foto: Ingo Schneider
Die strikte Konzentration auf frauenrelevante Projekte, die Beschränkung auf einige ausgewählte Schwerpunktländer, das Favorisieren kleiner, überschaubarer Projekte – all dies war von Beginn an ein programmatisches Fundament der Arbeit des Vereins, der seit 1998 beim Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit (BMZ) als Nichtregierungsorganisation (NGO) akkreditiert ist.
Das Kunstwort Materra, so erläutert es der Freiburger Gynäkologieprofessor und Vorstandsmitglied Michael Runge, verweist auf die lateinischen Worte mater (Mutter) und terra (Erde). Vor dem Hintergrund, dass Frauen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt das Gros aller Nahrungsmittel produzieren, dass sie fast alle elementaren Arbeiten wie Feldbau und Besorgen von Feuerholz verrichten und dass sie für die Betreuung und Ausbildung der Kinder zuständig sind, sollen die Projekte von Materra gezielt jenen zugute kommen, die sie am nötigsten haben und gleichwohl in der Entwicklungszusammenarbeit auf Regierungsebene oft zu kurz kommen – Frauen und Kinder.
Für Runge, der lange in Asien gearbeitet hat, steht fest, dass Frauen "Voraussetzung für jede Form von Entwicklung" seien.
Medizinische, besonders gynäkologische Basisversorgung, Alphabetisierungskampagnen für Mädchen und Frauen, kombiniert mit Ausbildungsangeboten, die eine berufliche Perspektive aufbauen sollen, Aufklärungsinitiativen zu Verhütung und Aids, Kampf gegen die im ländlichen Milieu Afrikas immer noch verbreiteten Beschneidungsrituale: Dies sind wichtige Felder, auf denen sich Materra engagiert, immer in der Gewissheit, dass Gesundheit und Bildung, weibliche Selbständigkeit und soziale Sicherheit eng zusammengehören. Eine derartige Hilfe für Frauen ist für die Vorstandsvorsitzende Senta Möller "ein Wert an sich".
Als Freiburger Fachanwältin für Steuerrecht mit Finanzfragen vertraut, wacht sie über die Finanzierungsmodelle der diversen Projekte und über den Haushalt des Vereins. Die Einnahmen aus Spenden, Zuschüssen und öffentlichen Mitteln, davon aktuell über zwei Drittel aus Etats des Bundesministeriums, beliefen sich 2007 auf knapp 57 000 Euro, die Verwaltungskosten betrugen ganze 6,4 Prozent, die Projektkosten werden teilweise aus Rücklagen finanziert. "Gelder ausschließlich in Frauenhand", fordert Senta Möller, damit die eingesetzten Mittel tatsächlich dort ankommen, wo sie wirken sollen. Und einschlägige Statistiken geben ihr Recht: Frauen gehen demnach mit Geld – seien es Kredite, Projektmittel oder Budgets einer Anschubfinanzierung – seriöser und verantwortungsvoller um als Männer. Etwa einer von 20 Projektanträgen, so Senta Möller, wird zunächst in einer Art Testphase und in kleinem Rahmen mit einem maximalen Budget von rund 10 000 Euro unterstützt. In der Regel favorisiert Materra eine Art Mischfinanzierung, wobei die Eigenmittel des Vereins maximal die Hälfte des Gesamtvolumens betragen. In jedem Fall werde auf einem Finanzplan des Projektpartners bestanden sowie auf regelmäßigen Finanzberichten. Die Evaluierung der einzelnen Projekte erfolge durch eigene Mitarbeiter oder durch Fachkräfte des Deutschen Entwicklungsdienstes.
Mehr Infos
zu südbadischen Vereinen:
http://www.badische-zeitung.de
Artikel als pdf: Bericht materra BZ 05.11.2008.pdf